Der 21. Juli ist nicht nur ein Datum im Kalender, sondern ein Tag des Gedenkens und der Gemeinschaft. Unter dem diesjährigen bundesweiten Motto “Drogentod ist Staatsversagen” haben sich am Internationalen Gedenktag Menschen aus verschiedenen Bereichen der Gesellschaft versammelt, um an die verstorbenen Drogengebraucher*innen zu erinnern.
Warum kommt es zu längeren Bearbeitungszeiten?
1990 Personen sind im letzten Jahr bundesweit an den Folgen des Drogenmissbrauchs gestorben, darunter 13 Menschen aus Osnabrück. Dieser Anstieg der Drogentodesfälle ist alarmierend und fordert eine Sensibilisierung von Politik und Gesellschaft.
Zusammenhalt und Solidarität waren die prägenden Themen dieses Tages. Die suchtspezifischen Einrichtungen und Dienste der Caritas in Osnabrück — Fachambulanz, Fachklinik Nettetal, Theresienhaus, Ambulant Betreutes Wohnen, zeigten ihre Unterstützung und Mitgefühl gemeinsam mit den anderen Organisationen und Verbänden des Osnabrücker Drogenhilfenetzwerkes, darunter die Aids-Hilfe Osnabrück e.V., AJSD Osnabrück, AMEOS-Klinikum Osnabrück, Diakonie Osnabrück, Elrond e.V., Elternkreis, Eltern helfen Eltern, HIV-Seelsorger Pastor Heyl, JES Osnabrück, STIGMA e.V..
Die Vertreter dieser Organisationen gestalteten den Gedenktag in der Gertrudenkirche mit einem ökumenischen Gottesdienst. Die besondere Atmosphäre wurde musikalisch untermalt vom Abseits?!-Chor und dem Künstler Bernardow.
Berührend war der Moment, als Martina Tranel, Einrichtungsleiterin des Theresienhauses in Glandorf, zwei Texte vorlas, die von einem in Osnabrück verstorbenen Drogengebraucher stammen, der langjährig von den Mitarbeitenden der Caritas-Suchthilfe begleitet wurde. Sie erinnerte daran, dass die Verstorbenen als Kinder, Brüder, Schwestern, Väter, Mütter, Nachbarn, Freunde und einfach als Mensch eine Lücke in unserer Mitte hinterlassen. Die bewegenden Zeilen von Andreas, 51 Jahre, die er seinen Angehörigen hinterlassen hat, verdeutlichen, dass hinter jeder Statistik und Suchterkrankung ein Mensch mit Talenten, Wünschen und Hoffnungen steht. Ein Moment des Innehaltens, der verdeutlicht, wie wichtig es ist, diesen Menschen in Würde zu gedenken.
Im Anschluss an den Gottesdienst versammelten sich die Anwesenden am Gedenkstein hinter der Kirche. In einer großen Menschenkette gedachten sie der im letzten Jahr Verstorbenen. Es war ein starkes Bild des Zusammenhalts und der Solidarität. Auch die Bürgermeisterin Frau Westermann hielt eine bewegende Rede und betonte die Verantwortung der Politik in Bezug auf die steigende Zahl der Drogentodesfälle.
Die Abendveranstaltung mit dem Konzert von Dota Kehr trug zur besonderen Stimmung bei. Musik als universale Sprache, die Emotionen weckt und Menschen verbindet, untermalte den Geist dieses besonderen Tages.
Im Rahmen der Fotoaktion 2023, einer bundesweiten Aktion, wurden die Verstorbenen “SICHTBAR” gemacht. Ein Name, ein Gesicht, eine Identität — denn jede dieser Personen zählt. Die Suchtverbände fordern eine stärkere Sensibilisierung von Politik und Gesellschaft für die Situation von Menschen mit einer Abhängigkeitserkrankung und einen Abbau von Zugangsbarrieren zu geeigneten Hilfen, deren Finanzierung sichergestellt werden muss.
Der Gedenktag ist ein starkes Zeichen des Zusammenhalts und der Stärke. Ein Tag, an dem wir uns erinnern, trauern, aber auch Hoffnung und Kraft ausdrücken. Denn gemeinsam können wir etwas bewirken und Veränderungen herbeiführen. Wir gedenken den Verstorbenen und setzen uns ein für die, die noch unter uns sind. Dieser Tag soll uns daran erinnern, dass hinter jedem Schicksal ein Mensch steht, den wir nicht vergessen dürfen.