Ein Inter­view mit Uwe Schmidt zum The­ma SKOLL-Trai­ning in Augs­burg.
Die Augs­bur­ger Kolleg*innen der Dro­gen­hil­fe Schwa­ben sind von Anfang an dabei – von der Ent­ste­hung des SKOLL-Trai­nings vor über zehn Jah­ren bis heu­te. Sie bie­ten nicht nur erfolg­reich SKOLL-Trai­nings an, son­dern schu­len auch neue Trainer*innen Des­halb woll­ten wir von Uwe Schmidt wis­sen: Was macht den Erfolg des SKOLL-Trai­nings in Augs­burg aus? War­um läuft es hier so gut?

Mari­na Wawil­kin (MW): Schön, dass du dir die Zeit für die­ses Gespräch nimmst, Uwe. Kannst du uns einen Über­blick über das SKOLL-Trai­ning geben?

Uwe Schmidt (US): Sehr ger­ne. SKOLL steht für „Selbst­kon­troll­trai­ning“ und ist ein prä­ven­ti­ves Grup­pen­an­ge­bot für Men­schen, die ihren Kon­sum hin­ter­fra­gen möch­ten. Dabei kann es um Alko­hol, Dro­gen, Glücks­spiel oder digi­ta­le Medi­en gehen. SKOLL ist kein The­ra­pie­pro­gramm und rich­tet sich nicht an abhän­gi­ge Men­schen, son­dern an die­je­ni­gen, die sich bewuss­ter mit ihrem Kon­sum aus­ein­an­der­set­zen möchten.

MW: Wie läuft das Trai­ning genau ab?

US: Das Trai­ning umfasst zehn Ein­hei­ten, die in der Grup­pe statt­fin­den. Jede Sit­zung dau­ert 90 Minu­ten. Der Ablauf ist immer ähn­lich: Es gibt Refle­xi­ons­pha­sen, prak­ti­sche Übun­gen und viel Aus­tausch unter­ein­an­der. Wir arbei­ten mit inter­ak­ti­ven Metho­den, Rol­len­spie­len und Selbst­be­ob­ach­tungs­auf­ga­ben, damit die Teil­neh­men­den indi­vi­du­el­le Stra­te­gien ent­wi­ckeln können.

MW: Wie vie­le Per­so­nen sind nor­ma­ler­wei­se in einer Gruppe?

US: Die Grup­pen bestehen in der Regel aus acht bis zwölf Per­so­nen. Die­se Grö­ße ist ide­al, weil sie genug Raum für Aus­tausch bie­tet, aber gleich­zei­tig eine ver­trau­te Atmo­sphä­re ermöglicht.

MW: Bre­chen vie­le das Trai­ning ab?

US: Nein, die meis­ten blei­ben bis zum Ende dabei. Das liegt vor allem dar­an, dass die Inhal­te sehr pra­xis­nah und lebens­nah sind. Natür­lich kommt es vor, dass jemand aus beruf­li­chen oder pri­va­ten Grün­den auf­hö­ren muss, aber grund­sätz­lich ist die Teil­nah­me­quo­te hoch.

MW: Was macht SKOLL beson­ders im Ver­gleich zu ande­ren Programmen?

US: Ein wich­ti­ger Punkt ist, dass SKOLL kei­ne Abs­ti­nenz for­dert. Es geht nicht dar­um, kom­plett auf­zu­hö­ren, son­dern den eige­nen Kon­sum bewusst wahr­zu­neh­men und gege­be­nen­falls anzu­pas­sen. Der Fokus liegt auf Selbst­kon­trol­le und Eigen­ver­ant­wor­tung. Zudem basiert das Trai­ning auf wis­sen­schaft­lich fun­dier­ten Metho­den wie der kogni­ti­ven Ver­hal­tens­the­ra­pie und der Moti­vie­ren­den Gesprächsführung.

MW: Gibt es bestimm­te Vor­aus­set­zun­gen für die Teilnahme?

US: Nein, jede*r kann mit­ma­chen, die oder der sich ange­spro­chen fühlt. Es gibt kei­ne ver­pflich­ten­den Kri­te­ri­en, weil es sich um ein prä­ven­ti­ves Ange­bot han­delt. Wich­tig ist nur, dass die Per­son bereit ist, sich mit dem eige­nen Kon­sum auseinanderzusetzen.

MW: Wie messt ihr den Erfolg des Trainings?

US: Wäh­rend des Trai­nings erfah­ren wir sehr viel über den Kon­sum unse­rer Kli­en­tin­nen und Kli­en­ten. Vie­le Teil­neh­men­de berich­ten wäh­rend des Trai­nings, dass sie bewuss­ter kon­su­mie­ren, sich siche­rer füh­len oder neue Stra­te­gien ent­wi­ckelt haben. Zum Abschluss Trai­nings hal­ten wir die posi­ti­ven Ver­än­de­run­gen bzw. die Erfol­ge gemein­sam fest. Die Ergeb­nis­se sind immer sehr umfang­reich und beeindruckend.

MW: Kannst du uns ein paar Bei­spie­le für Erfolgs­ge­schich­ten nennen?

US: Klar! Ein Teil­neh­mer hat zum Bei­spiel fest­ge­stellt, dass er jedes Wochen­en­de mehr Alko­hol trinkt, als er eigent­lich möch­te. Durch das Trai­ning konn­te er Stra­te­gien ent­wi­ckeln, um bewuss­ter zu ent­schei­den, wann und wie viel er trinkt.

Eine ande­re Per­son kam wegen ihres Can­na­bis­kon­sums, weil sie gemerkt hat, dass es sich auf den All­tag aus­wirkt. Sie konn­te im Trai­ning ler­nen, ihren Kon­sum bes­ser zu steu­ern und gezielt Pau­sen einzulegen.

Ein wei­te­res Bei­spiel ist eine Teil­neh­me­rin, die geraucht hat und im SKOLL-Trai­ning erkannt hat, dass sie eigent­lich schon lan­ge damit auf­hö­ren woll­te. Durch die Refle­xi­on in der Grup­pe und die Ent­wick­lung neu­er Stra­te­gien hat sie es geschafft, Schritt für Schritt mit dem Rau­chen auf­zu­hö­ren. Sie hat sich bewusst gemacht, wann sie zur Ziga­ret­te greift, und konn­te dadurch Alter­na­ti­ven ent­wi­ckeln, die ihr gehol­fen haben, den Aus­stieg zu schaffen.

MW: Wie geht ihr mit Rück­fäl­len oder Her­aus­for­de­run­gen wäh­rend des Trai­nings um?

US: Wir spre­chen bewusst nicht von Rück­fäl­len, son­dern von Rück­schrit­ten. Ver­än­de­rung ist ein Pro­zess, und es ist völ­lig nor­mal, dass es Pha­sen gibt, in denen alte Mus­ter wie­der auf­tau­chen. Wich­tig ist, die­se nicht als Schei­tern zu betrach­ten, son­dern dar­aus zu ler­nen. Gemein­sam reflek­tie­ren wir, was pas­siert ist, und ent­wi­ckeln neue Stra­te­gien für zukünf­ti­ge Situationen.

MW: Wel­che Rol­le spielt das sozia­le Umfeld?

US: Das sozia­le Umfeld spielt eine ent­schei­den­de Rol­le bei der Ver­hal­tens­än­de­rung. Ein unter­stüt­zen­des Netz­werk aus Fami­lie und Freun­des­kreis kann den Erfolg maß­geb­lich beein­flus­sen. Im Modul „Sozia­les Netz­werk“ legen wir gro­ßen Wert dar­auf, uner­kann­te Res­sour­cen inner­halb die­ser Bezie­hun­gen zu iden­ti­fi­zie­ren und zu nut­zen. Gleich­zei­tig sind wir uns der Her­aus­for­de­run­gen bewusst, die durch Grup­pen­druck und exter­ne Erwar­tun­gen ent­ste­hen können.

MW: Hat sich das SKOLL-Trai­ning in den letz­ten Jah­ren verändert?

US: Das SKOLL-Trai­ning hat sich im Lau­fe der Jah­re wei­ter­ent­wi­ckelt, ohne sei­nen grund­le­gen­den Ansatz zu ver­lie­ren. Der Kern­ge­dan­ke von SKOLL, ein Selbst­kon­troll­trai­ning für den ver­ant­wor­tungs­vol­len Umgang mit Sucht­mit­teln und pro­ble­ma­ti­schem Ver­hal­ten anzu­bie­ten, ist unver­än­dert. Es bleibt ein offe­nes Ange­bot für alle Ver­hal­tens­wei­sen und Sucht­mit­tel. Die spe­zi­fi­schen The­men, die im Trai­ning behan­delt wer­den, pas­sen sich dem Zeit­geist an. Aktu­ell rücken The­men wie Medi­en- und Can­na­bis­kon­sum wie­der stär­ker in den Fokus. Dies ist ein gro­ßer Vor­teil von SKOLL, da es sei­ne Aktua­li­tät bewahrt und auf gesell­schaft­li­che Ver­än­de­run­gen reagiert.
Zusam­men­fas­send lässt sich sagen, dass SKOLL ein dyna­mi­sches Trai­nings­pro­gramm ist, das sich den aktu­el­len Her­aus­for­de­run­gen anpasst, wäh­rend es sei­ne bewähr­ten Grund­la­gen beibehält.

MW: Was sind die größ­ten Her­aus­for­de­run­gen in der Durch­füh­rung des Trainings?

US: Man­che tun sich anfangs schwer, offen über ihren Kon­sum zu spre­chen. Des­halb legen wir gro­ßen Wert auf eine wert­schät­zen­de und offe­ne Atmo­sphä­re. Eine ande­re Her­aus­for­de­rung ist, dass vie­le erst dann über ihren Kon­sum nach­den­ken, wenn sie bereits mer­ken, dass er ihnen nicht mehr gut­tut – dabei wäre eine frü­he­re Refle­xi­on oft hilfreicher.

MW: Wie siehst du die Zukunft des SKOLL-Trainings?

US: Ich den­ke, dass SKOLL wei­ter­hin an Bedeu­tung gewin­nen wird, gera­de bei The­men wie digi­ta­le Medi­en und Can­na­bis. Auch eine stär­ke­re Inte­gra­ti­on in Schu­len oder Unter­neh­men wäre sinn­voll. Wir arbei­ten stän­dig dar­an, das Trai­ning wei­ter­zu­ent­wi­ckeln und an aktu­el­le The­men anzu­pas­sen, damit wir die Men­schen best­mög­lich unter­stüt­zen können.

MW: Vie­len Dank für das Gespräch, Uwe!

US: Sehr ger­ne, dan­ke dir!

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